Am 28.05.2009 war es wieder soweit, der internationale Weltspieletag rief weltweit zum fröhlichen Miteinander und ganztäglichem Spielen auf. Damit feiert dieser Gedenktag die ersten zehn Jahre seines Bestehens. 1999 wurde der „World Plays Day“ von der International Toy Library Association in Tokio ins Leben gerufen. Die Idee dahinter lässt sich mit Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention am besten zusammenfassen. Hier heißt es, dass Kinder ein Recht auf Ruhe und Freizeit, auf Spiel und altersgemäße aktive Erholung haben, sowie auf freie Teilnahme an kulturellen und künstlerischen Leben. Dieses Gedankengut sollte natürlich ganzjährig eine große Bedeutung haben, dennoch soll mit dem internationalen Weltspieletag die Idee immer wieder zurück in Erinnerung gerufen werden. Zumal von Zeit zu Zeit das Thema Spielen besonders von Erwachsenen mit einem kurzem Grummeln beiseite gewischt wird und Kindern damit verwehrt bleibt.
Von der Theorie zur Praxis
Initiativ steckt hinter dem internationalen Weltspieletag der Wunsch, dass der Tag weltweit witzige und öffentliche Aktionen nach sich ziehen soll, die mit dem Thema Spielen verbunden sind. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, denn grundsätzlich geht es um nicht anderes als nur Spielen. Scheinbar einfach und dennoch in einer Gesellschaft tüchtigen Handwerks und kriselnder Wirtschaft eine schier aufbäumende Blockade, die es zunächst zu überwinden gilt. Längst ist Spielen nicht so anerkannt, wie es sein sollte und wie es sich die Initiatoren des Internationel Weltspieletags vorgestellt haben. Im Gegenteil: Dem Wort Spielen haftet sogar etwas Unnützes an, mit dem Biedermeier auf vermeintlich kindliche Praktiken hinweisen.
Nicht nur, dass das 20. Jahrhundert von zahlreichen negativen Ereignissen erschüttert wurde, fällt im neuen Jahrtausend dem Spielen zwischen Globalisierung und Expansion noch immer kein richtiger Platz zu. Und vor allem eine Weltwirtschaftskrise gibt dem Thema den Rest und verband es damit in die nächst gelegene Ecke. Spielen schön und gut, aber Gelder werden an anderen Ecken benötigt. Steuern lassen sich eben schlecht verspielen und in einem Portfolio hat das Wort nun wirklich nichts verloren.
Geld oder Spiele oder Geld ohne Spiele
Dabei geht es leider genau darum – um Finanzen. Salopp gesagt, könnten Kinder und Erwachsene doch überall und zu jeder Zeit spielen, wie es ihnen beliebt – nach eigenem Gusto und Gewissen. Die Theorie sieht da auch wunderbar einfach aus, denn selbst ohne Würfelbecher und Plastikspielzeug könne jederzeit nach den guten alten Tugenden der Prä-Internet Zeit gespielt werden. Fangen und Kissenschlachten, Verstecken spielen und Bürgersteige mit Kreise vollkritzeln. Wäre da nur nicht die Praxis, denn hier sieht es meist ganz anders aus.
Fehlt der nötige Euro für genügend Spielzeug, dann muss das Kind nicht zwangsläufig aufs Spielen verzichten, sondern nur auf Spielzeug, das Geld kostet. Alternativen gibt es zum Spielen wie Sand am Meer. Jedoch funktioniert auch jede noch so gute Spielidee nicht, wenn nicht wenigsten ein paar wenige Grundvorrausetzungen erfüllt werden. In Großstädten sieht die Realität zumeist so aus, dass Spiel- und Sportplätze wild verteilt jedoch kaum zentral erreichbar sind. Der Unterschied zwischen einem kleinen Dorf, mit nahliegendem Angebot von Spiel- und Sportplätzen, zu einer Großstadt lässt sich in etwa mit den Behausungen von Zwergen und Riesen vergleichen. Die Zwerge erreichen das Haus des Riesen erst gar nicht, während der Riese nicht im Ansatz in das kleine Haus des Zwergen passt. Die Infrastruktur lässt also häufig sehr zu wünschen übrig.
Warum Spielen so wichtig ist
Leider ist es eine weitverbreitete Meinung, dass Spielen nur Spielen sei. Dabei ist es vor allem für Kinder – aber auch für Erwachsene – ein rudimentäres Bedürfnis, denn Spielen bedeutet Lernen. Kinder lernen soziale Strukturen zu fassen und aufzubauen und gleichzeitig spielerisch reale Lebenssituationen nach zu spielen. Selbst in der Wirtschaft wird gespielt. Planungsspiele sind gängige Methoden, um auf Fortbildungen realitätsnahe Situationen zu simulieren, Piloten nutzen Simulatoren zum Fliegen. Einzig die Definition trennt ernsthaftes Spielen vom spielerischen Spielen. Dabei ist beides so unendlich wichtig.
Gamesbasis ist nur eine Möglichkeit, es gibt aber noch unendlich viele andere Alternativen. Eltern sollten wieder Mut zum Spielen haben und was noch wichtiger ist, Kinder dazu ermutigen, aufzufordern und zu inspirieren zu spielen. Ob Spieleklassiker, Brettspiele, Fangen oder Ballsportarten – die Möglichkeiten sind schier unendlich. Vielleicht eine jener wunderbaren Ressourcen unserer Erde, die mit jedem Gebrauch mehr statt weniger werden.