(Teil 2)
Werden weibliche Spielcharaktäre immer freizügiger?
Nicht unbedingt. Etwa ab den 90ern, als die Grafikmöglichkeiten besser wurden, konnten detailliertere Animationen uns Modelle erstellt werden. Doch sexy Role-Models gab es natürlich auch schon in den 80er Jahren. Übertriebene Kurven wurden vor allem durch die Kampfkunst Spiele Mortal Kombat, Tekken oder Streetfighter bekannt.
Wie fern sich dieser Trend entwickeln wird, kann natürlich niemand gewiss sagen. Die Figuren aus Spielen mit männlicher Zielgruppe werden sich wahrscheinlich nicht großartig ändern. Für Online Rollenspiele wünsche ich mir hingegen weniger sexuell dargestellte Frauen und unbedingt weniger anzügliche Posen oder Zwischensequenzen. Man könnte leicht meinen, die Entwickler vergessen oder ignorieren ihre weiblichen Spielerinnen, wenn sie die Frauencharaktere so darstellen und man beim Spielen genau weiß – jetzt kommt wieder ein Augenschmankerl für die Männer.
Das Frauenbild der Männer
Nun könnte man sagen, dass die männlichen Charaktere in Games ebenfalls unnatürlich und extra muskulös daherkommen. Das stimmt zwar auch, doch gibt es hier etliche Varianten, die nicht nur auf Stärke und Waschbrettbauch abzielen. Gerade asiatische Kämpfer werden oft mysteriös und fast feminin dargestellt. Ob diese jedoch extra für die weiblichen Spieler so gestaltet wurden?! Zudem scheinen sich männliche Rollenspieler auch gar nicht so sehr für die Muskelpakete zu interessieren. Sehr viele sollen sogar mit weiblichen Charakteren (kein Wunder!) spielen.
Ich kann gut nachvollziehen, dass sich viele Männer in ihrer Fantasie solche Frauen vorstellen und sich irrsinnig freuen, wenn sie wenigstens in der Online Rollenspielwelt „real“ werden. Für uns Frauen ist das Bild jedoch nicht besonders schmeichelhaft, da wir in solchen Spielen lediglich als Sexobjekte dargestellt werden. Natürlich sind die weiblichen Role models prinzipiell genau so stark oder fähig wie die männlichen. Denn der Spieler entscheidet über die Handlung und die Fertigkeiten. So bleiben die Role models nur noch hübsche Hüllen, die den Spieler erfreuen.
Fazit
Die schlanken und doch sehr üppigen Frauencharaktere empfinde ich nicht unbedingt als eine Degradierung der Weiblichkeit oder ähnliches. Schließlich handelt es sich hierbei um „Spielfiguren“, die der Unterhaltung dienen, daher kann man die Sache auch mit einem Augenzwinkern nehmen. Es gibt zudem etliche Gegenbeispiele wie etwa Herr der Ringe Online, Star Wars: The Old Republic und natürlich Prinzessin Peach (aus der Super Mario Reihe)! Somit sind Frauenfiguren nicht ganz und gar Sklaven von lüsternen Grafik-Designern und Online Rollenspielern. Bei gänzlich übertriebenen Role models, wie etwa die Castanic aus Tera, kann ich nur den Kopf schütteln. Wir reden hier nicht von Games mit Männern als Zielgruppe, sondern beider Geschlechter. Daher wünsche ich mir einfach nur mehr Taktgefühl gegenüber den weiblichen Spieler. Wer will, kann seinen Charakter durch Kleidung entsprechend anpassen, doch die Basis dürfte ruhig weniger erotisch (um nicht ein anderes passendes Wort zu nennen) sein.
In Frauen in Computerspielen – Teil Eins wird das Thema eingeleitet mit aktuellen Entwicklungen und persönlicher Wahrnehmung der Autorin.
Weiterführende Links:
Spielbar: Stereotypisierung von Frauen in Computerspielen
feminist frequency: Tropes Vs Women in Video Games