Myst war ein Meilenstein. Anfang der neunziger Jahre bestanden Spiele hauptsächlich aus relativ bunten Pixeln, was natürlich auch vollkommen ausgereizt wurde und zu tollen Ergebnissen führte. Technisch war aber teilweise auch gar nicht viel mehr möglich. Der Grund dafür bestand hauptsächlich in den Mengen an Daten, die verarbeitet werden mussten und die auf herkömmlichen Disketten oder Spiele-Modulen keinen Platz fanden. Doch das sollte sich bald ändern, da die Compact Disc (CD) auch ihren Weg in die Spielebranche fand. Und eines der ersten Spiele, die davon in hohem Maße profitiert haben, war “Myst” aus dem Jahr 1993.
Das Spiel aus dem Hause Cyan Worlds schlug ein wie eine Bombe und wurde in kürzester Zeit zum meistverkauften Computerspiel aller Zeit. Später wurde es diesbezüglich zwar von “Die Sims” abgelöst, aber das Spiel ist nach wie vor ein Meilenstein der Videospielgeschichte und insbesondere des Adventure-Genres. Mit dem ersten Teil war aber nicht Schluss. Mehrere Fortsetzungen sorgten auch weiterhin für großartige Rätselspannung.
Die Spielmechanik von Myst und Nachfolgern
Im Kern gehört Myst zum Genre der Adventures und ist in der Hinsicht durchaus auch ein Point n´ Click Adventure, obschon es auf den ersten Blick so anders als andere Spiele des Genres aussieht. Das liegt an den sehr realistischen Grafiken, die man damals für die Spiele erstellt hat, die mit jedem Teil besser geworden sind, aber natürlich heute nicht mehr ganz so frisch wie noch vor über zwanzig Jahren wirken. Die Spielmechanik besteht darin, dass man sich durch eine mysteriöse Welt klicken kann, in der es verschiedene Rätsel zu lösen gilt, die teilweise ganz schön knackig sein können. Zu Anfang konnte man sich nur von Bild zu Bild klicken, mit Fortschreiten der Reihe wurde die Beweglichkeit aber erhöht.
Die Myst-Reihe zeichnet sich einerseits durch die Rätsel aus, die jedem Puzzlefan Spaß machen dürften. Aber das alleine erklärt nicht den immensen Erfolg. Es sind auch nicht die großartigen Grafiken alleine, sondern die gesamte Atmosphäre, die in den Spielen geschaffen wird. Man befindet sich in einer surrealen Welt, die im wahrsten Sinne mystisch und fremd ist, noch dazu Anleihen aus dem Steampunk erkennen lässt. Zur Atmosphäre trägt auch die Klangkulisse mitsamt Musik bei. Zudem punkten die Spiele auch mit sehr interessanten Storys, die weit über den typischen Einheitsbrei hinausgehen.
Die Myst Teile
Von 1993 bis 2007 sind mehrere Myst-Spiele erschienen, die sogar aufeinander aufbauen und so mit der Zeit eine großartige Geschichte aufzeigen, die ihresgleichen sucht. Technisch konnte man mit jedem Teil Fortschritte machen.
Myst
Rand und Robyn C. Miller gründeten 1987 die Entwicklungsfirma Cyan Worlds. Mit “The Manhole” konnte man 1988 einen ersten Erfolg erzielen und kann darin sogar schon Spuren der späteren Myst-Reihe entdecken. 1989 folgte “Cosmic Osmo and the Worlds Beyond the Mackerel” und 1991 “Spelunx and the Caves of Mr. Seudo”. Schon ein Jahr zuvor hatte man mit den Arbeiten an Myst begonnen, das 1993 erscheinen sollte und auf die CD-ROM als Speichermedium setzte. Das Spiel brach alle Rekorde und war etwas, was man bis dahin noch nie gesehen hatte. Als Spieler geht es auf eine mysteriöse Insel, ohne dass man weiß, warum man dort ist und was es zu tun gibt. Über Bücher, die man auf der Insel findet, trifft man auf zwei Brüder, die darum bitten, dass man sie befreit. Doch dafür muss man viele Rätsel lösen und sich dann noch immer entscheiden, ob man die Brüder wirklich befreien will. Denn zusätzlich kommt auch noch deren Vater Atrus ins Spiel.
Riven: The Sequel to Myst
Der erste Teil war ein so großer Erfolg, dass die beiden Brüder mit viel mehr Ressourcen an die Entwicklung des zweiten Teils gehen konnten. Und man spürt bei Riven zu jedem Zeitpunkt, dass man hier noch einige Schippen draufgelegt hat. Grafisch und akustisch hat man noch einmal richtig zugelegt, konnte aber auch bei den Rätseln und der Atmosphäre noch einmal etwas ganz Besonderes kreieren, das auch heute 25 Jahre später noch absolut fesselnd ist. 1997 erschien Riven und führte auch die Geschichte aus dem ersten Teil fort. In Listen der besten Adventurespiele aller Zeiten landet Riven regelmäßig ganz weit vorne.
Myst III: Exile
Auch Riven wurde ein großer Erfolg, allerdings konnte man dennoch finanziell nicht die Mittel aufbringen, um die gewünschten Pläne des Nachfolgers umzusetzen. 2001 erschien zwar Exile, allerdings erstmals mit Ubisoft als Publisher. In diesem Spiel wurde die Vorgeschichte fortgesetzt, wobei es grafisch noch einmal schöner wurde. Und auch spielbarer, da man zum ersten Mal eine frei drehbare Kamera hatte und sich somit zum Umschauen nicht erst durch die Bildschirme klicken musste. Die Handlung gilt als eine der besten der Reihe und punktet obendrein mit Schauspieler Brad Dourif, den man unter anderem als Grima Schlangenzunge aus den Herr der Ringe Filmen kennt.
Uru
Bevor die Geschichte der Reihe fortgesetzt wurde, gab es mit Uru ein Intermezzo, das wieder von Cyan Worlds entwickelt und von Ubisoft herausgebracht wurde. 2003 erschien Uru und zeichnete sich durch zwei Besonderheiten aus. Zum einen spielt es in der Gegenwart, zum anderen setzt es nicht auf vorgerenderte Grafiken, sondern bietet eine 3D-Welt in Echtzeit. Zudem hat man auch eine Online Variante herausgebracht, die allerdings keinen Erfolg hatte und daher bald wieder eingestellt wurde. Heute gilt Uru als besonderer Fall im Myst-Universum, hat aber dennoch einige interessante Rätsel zu bieten, sodass sich das Spielen lohnen kann.
Revelation
Ein Jahr nach Uru erschien mit Revelation die richtige Fortsetzung zu Exile, die sich wieder an den vorherigen Teilen orientierte, was die Spielwelt und Grafiken angeht. Im Spiel kann man Bilder aufnehmen und ein Journal verfassen, was eine Neuerung ist, die auch schon in Uru eingeführt wurde. Erneut geht es um die Familie von Atrus und seine beiden Söhne Achenar und Sirrus, ferner lernt man aber auch das dritte Kind von Atrus und Catherine kennen. Man muss in diesem Spiel nicht alleine nur Rätsel lösen, sondern auch psychologisch verstehen, was die Beweggründe der beiden Brüder sind. Auf diese Weise kommt man den Lösungen Stück für Stück näher und lernt viel über die Familie im Spiel kennen.
End of Ages
Mit dem offiziell fünften Teil kam die Reise von Myst vorläufig an ein Ende, wie auch schon der Titel End of Ages zeigt. 2005 kam das Spiel auf den Markt, konnte sich aber nicht allzu großer Beliebtheit erfreuen. Das mag auch an der Grafik liegen, die sich nicht aus fotorealistischen Bildern zusammensetzt, sondern aus gängigen 3D-Modellen. Auch standen dieses Mal keine Schauspieler vor der Kamera, da auch die Figuren 3D-animierte Figuren sind. Wenn man sich davon aber nicht abschrecken lässt, bekommt man ein großartiges Spiel geboten, das in Sachen Atmosphäre und Rätseln den Vorgängern in nichts nachsteht.
Myst Online
Nachdem End of Ages erschien, wollte man sich noch einmal an einem Online Spiel versuchen und brachte 2007 Myst Online heraus. Man baute dabei auf Uru und den beiden Erweiterungen auf, fügte aber noch acht neue Zeitalter hinzu, die man online entdecken konnte. Das Spiel konnte in sechzehn Ländern gespielt werden. Als zusätzlichen Anreiz gab es jeden Monat neue Inhalte in Form neuer Episoden. Allerdings konnte die Online Variante auch dieses Mal nicht ganz überzeugen, sodass sie schon 2008 wieder eingestellt wurde. Nachdem Myst Online zu Open Source umgewandelt wurde, gab es zumindest bald wieder Spielserver für Myst Online: Uru Live.
Geistige Nachfolger von Myst
Schon in den neunziger Jahren sind zahlreiche Spiele wie Myst erschienen, die jedoch nicht an die Erfolge der Vorlage herankommen konnten. Adventurespiele mit mystischen Atmosphären werden immer mal wieder entwickelt und haben ihre treue Fangemeinschaft. Dabei haben sich die Entwickler der Myst-Spiele auch selbst an geistigen Nachfolgern versucht. 2016 erschien von Cyan das Spiel Obduction, das seinen hohen Erwartungen gerecht werden und mit einer starken Grafik und tollen Rätseln punkten konnte. 2023 wollte man mit Firmament nachlegen, allerdings kam das Spiel nicht allzu gut bei den Spielern an.
Auch andere Entwickler konnten im Adventure-Genre dieser Art ihre Fußabdrücke hinterlassen, was vor allem in den letzten Jahren der Fall gewesen ist. Unter anderem mit Quern – Undying Thoughts, das von Zadbox Entertainment entwickelt wurde und sich eindeutig an Fans der Myst-Spiele richtet. Ein weiterer Titel, der 2020 erschien und auf Anhieb viele Fans gewinnen konnte, ist Call of the Sea von Entwickler Out of the Blue Games und Publisher Raw Fury. Hier geht es auf eine tropische Insel, auf der es auf die Spuren alter Zivilisationen geht.